ECPM ist eine europäische Vereinigung von Ärzteverbänden mit über 50 000 Ärzten, die sich mit der Ausübung komplementärer und alternativer Medizin (CAM) befassen.
Ausser den 45 Mitgliedsverbänden (Homöopathie, anthroposophische Medizin, chinesische Medizin und Akupunktur, Phytotherapie, Naturheilkunde, Neuraltherapien, Manualmedizin), denen ausschließlich Mediziner angehören, zählt sie zu ihren Korrespondenzmitgliedern auch die zwei wichtigsten europäischen Patientenvereinigungen, die CAM (Complementary Alternative Medicine) anwenden sowie die europäische Herstellervereinigung von homöopathischen und anthroposophischen Medikamenten. Diese Verbände sind über alle Mitgliedstaaten der EU verteilt.
Das Ziel der ECPM ist die Förderung der medizinischen Annäherung dem Pluralismus sowohl auf europäischer Ebene als auch in den verschiedenen Mitgliedsstaaten der EU.
Damit die Idee des Pluralismus faktisch konkret wird, verfolgt ECPM speziell folgende Punkte :
Fast 40% der europäischen Patienten wählen diese CAM-Medikamente, da sie sich ihrer Verantwortung in Bezug auf ihre Gesundheit bewusst sind und sich entschlossen haben, aktiv an der Prävention von Krankheiten und deren Behandlungen mitzuwirken.
Diese Patienten haben bereits verstanden, dass ihre Lebensweise von fundamentaler Bedeutung ist und dass die gute Gesundheit nicht allein bedeutet, Krankheiten zu heilen. Für ihre Gesundheit wählen sie die CAM, da sie medizinische Verfahren suchen, die nicht nur ihren Körper sondern auch ihr psychisches Erleben und ihr individuelles Bewusstsein berücksichtigen. Außerdem wenden sie sich, wenn sie krank sind, an die CAM, da sie Behandlungen suchen, die so wenig unerwünschte Nebenwirkungen wie nur möglich haben, sowohl als Erstbehandlung wie auch als Begleitmedikation zu konventionellen Behandlungen. Es ist tatsächlich so, dass diese Patienten während des vergangenen Jahrzehnts durch die Medien stark sensibilisiert wurden, was die iatrogenen Effekte gewisser Behandlungen angeht.
In diesem Zusammenhang möchten wir hervorheben, dass die europäischen Arzneiüberwachungsinstitute unseres Wissens keine Zwischenfälle mit Medikamenten aufgedeckt haben, die von CAM eingesetzt werden. Dies bestätigt ihre Unschädlichkeit.
In zunehmendem Maße belegen Ärzte in ganz Europa medizinische Fortbildungen (heutzutage fast immer auf privater Basis), um die für die Anwendung der CAM erforderlichen notwendigen Kenntnisse zu erwerben, da auch sie sich der Notwendigkeit bewusst werden, ihre „Art of Healing“ zu erweitern. Es wurde ihnen effektiv klar, dass der Mensch viel mehr ist, als was die Molekularbiologie darüber berichtet.
In seinem Dokument „Ein Überlegungsprozess für eine neue Gesundheitsstrategie“ (Juli 2004 - “A reflexion process for a new health strategy“) hat Mr. David Byrne (europäischer Ex-Kommissar für Gesundheit und Verbraucherschutz) daran erinnert, dass „Die Rolle der EU darin besteht, Bürger zu schützen, Synergien durch die Förderung von Partnerschaften zu begünstigen, die Gesundheit in alle EU-Programme zu integrieren sowie die Bürger und die „Health Players“ zu informieren“. Das Projekt der Europäischen Kommission (KOM-2005-115) bezüglich der Gesundheit und dem Schutz der Verbraucher geht in die gleiche Richtung.
Aus diesem Grunde wünschen wir, dass bei künftigen Richtlinien folgende Überlegungen in Betracht gezogen werden:
Die Patienten müssen die Therapien frei wählen können. Aus diesem Grunde ist es unerlässlich, dass CAM in der EU offiziell anerkannt wird. Erinnern wir uns in diesem Zusammenhang daran, dass der Richtlinienvorschlag über die „Anordnung unkonventioneller Medikamente in Europa“, die 1997 durch das europäische Parlament in Brüssel verabschiedet wurde, die Kommission bereits damals ersuchte (Referat Paul Lannoye), ein entsprechendes Gesetz zu erlassen.
Wie bereits hervorgehoben haben die von CAM verwendeten Medikamente nur sehr geringe Nebenwirkungen haben.
Es ist daher angebracht, die Bewertungskriterien diesen Anwendungen entsprechend anzupassen und ihnen keine extremen Bewertungsnormen aufzuerlegen, was, wenn es sich um die herkömmliche Pharmakologie mit potentiell gefährlichen Nebenwirkungen handelt, verständlicherweise anders ist.
Aus diesem Grunde wären auch, durch einen speziell auf die CAM ausgerichteten Etat auf europäischer Ebene klinische Studien zu finanzieren, die von erfahrenen Experten geleitet werden, die diese Therapien beherrschen. Nur CAM-Praktiker können angemessene und begründete Ratschläge in Bezug auf ihre Anwendungen abgeben.
Um die Patienten wirkungsvoll zu schützen, muss auch die Qualität der CAM-Anwender garantiert werden: Daher müssen in Zukunft die privaten Ausbildungsschulen offiziell anerkannt und – falls möglich – in die offizielle Universitäts-Lehre mit einbezogen werden, um den Medizinstudenten den Zugang zu ermöglichen und ihnen Zutritt zu einer vollständigen Ausbildung zu verschaffen, falls sie dies wünschen.
Berücksichtigung der geringen finanziellen Belastung der durch die CAM angewendeten Behandlungen.
„Der Einsatz von teureren Therapien, wenn es weniger kostspielige, ebenfalls wirksame Alternativen gibt, ist eine Verschwendung von Geldern der Steuerzahler“ (David Byrne – „Employing more expensive therapies when less expensive equally effective alternatives exist is a waste of taxpayers money“).
Unter diesem Gesichtspunkt ist es außerdem sehr erstaunlich, dass CAM in mehreren europäischen Ländern von der Erstattung ausgeschlossen ist. Dadurch werden die Bürger, die CAM verwenden, und insbesondere diejenigen, die keinen Cent Geld haben, ungerechterweise bestraft…. Und es ermöglicht ihnen nicht mehr die freie Wahl der Therapie, was doch ein Grundrecht des Menschen darstellt.
Da – wie oben ausgeführt - die EU mehr in die Forschung investieren will, ist es angebracht, CAM einen speziellen Etat einzuräumen. Obwohl dies in der Vergangenheit bereits vorgesehen war (COST-Maßnahme B4, Unkonventionelle Medizin), ist dies effektiv kaum in die Tat umgesetzt worden.
Außerdem haben die Empfehlungen in „der Cost-Maßnahme B4“ die Notwendigkeit hervorgehoben, in Zusammenarbeit mit den CAM-Experten „ein unabhängiges Gesundheitsamt“ einzurichten.
Dieses Komitee müsste die Aufgabe haben, die Forschung auf dem Gebiet der unkonventionellen Medizin zu fördern. Die europäische Kommission hat dem bisher nicht Folge geleistet.
Wenn die EU in ihrer neuen Gesundheitsstrategie „allen Bürgern helfen will, ein neues Gesundheitskonzept zu entdecken und nicht nur weiterhin die Krankheit zu bekämpfen“ (David Byrne), ist es angebracht, angemessene und klare Informationen über die Anwendung von CAM zu übermitteln. Alle Patienten-Verbände und CAM-Anwender freuen sich auf die Teilnahme an einer solchen Begegnung.
ECPM
Präsident: Dr. med. Susanne Schunder-Tatzber